Warum ein angemessener Preis für Fotografen gerechtfertigt ist
Ich bin Immobilienfotograf in Berlin und schreibe diesen Beitrag für alle, die wissen wollen, was ein Immobilienfotograf bzw. Architekturfotograf so alles leistet. Genauer gesagt möchte ich in diesem Beitrag erläutern, warum ein angemessener Preis für Immobilienfotos absolut gerechtfertigt ist. Schickt ein Fotograf ein Angebot an einen Kunden, dann heißt es oft: „der macht doch nur Fotos – das kann ich selber mit dem Handy“. … Ich hoffe, dass ich mit diesem Artikel ein wenig Licht ins dunkel bringen kann.
Dazu sei angemerkt: Ich schreibe über meine persönliche Sichtweise und meine Situation als Immobilienfotograf in Berlin. Ich bin mir aber sicher, dass ich hier vielen Berufsfotografen aus der Seele spreche.
Was mache ich eigentlich als Immobilienfotograf?
Die Meinung der meisten Menschen ist folgende: Der Immobilienfotograf (oder Architekturfotograf) erscheint zum vereinbarten Termin am Objekt. Dort packt er dann im ersten Raum die Kamera aus, stellt sie auf ein Stativ, drückt ab und fertig. Ab ins nächste Zimmer. Dort wiederholt sich die ganze Prozedur bis die Immobilie in kürzester Zeit „im Kasten“ ist.
Danach geht der Fotograf nach Hause und lädt die Bilder auf seinen Computer, um sie dann in Windeseile an den Auftraggeber zu schicken.
Würde dieser Workflow der Wirklichkeit entsprechen, wäre mein Beruf als Fotograf ein Kinderspiel.
Die Realität:
Zuerst möchte ich folgende Tatsachen festhalten.
Es sind die Fotos einer Wohnungsanzeige oder eines Webshops; es ist die Bildsprache eines Werbespots, die das Interesse potenzieller Kunden wecken. Die Kaufbereitschaft steigt durch entsprechende Bilder. In meinem vorigen Leben als Verpackungsingenieur und Verpackungsdesigner weiß ich: Unser Unterbewußtsein entscheidet in weniger als einer Sekunde, ob ein Produkt eventuell in unserem Einkaufswagen landet oder nicht.
Und genau so ist es bei Immobilienfotos. Nur, dass es sich bei Immobilienfotos nicht um einen Supermarktartikel für ein paar Euro handelt. Hier sprechen wir bekannterweise von 6- bzw. 7-stelligen Beträgen. Hält man sich diese Werte vor Augen, trägt der Fotograf eine sehr hohe Verantwortung! Der Fotograf ist die Instanz, die genau die Fotos macht, die die Kunden bzw. Käufer ansprechen.
Was sind die Tätigkeiten eines Immobilienfotografen?
Zuerst muss der Fotograf die richtige Perspektive und den richtigen Blickwinkel für jedes Foto finden. Für mich persönlich ist das Fotografieren kein Abarbeiten oder „Malen nach Zahlen“. Ich möchte mit meinen Bildern eine Geschichte erzählen und dass die Betrachter meiner Bilder die Immobilie emotional und rational verstehen. Mein Bestreben ist, dass die Betrachter keine Illusion, sondern eine tatsächliche Abbildung der Realität durch meine Bilder erfahren. Die richtige Perspektive und der richtige Blickwinkel sind kriegsentscheidend für ein gelungenes Foto.
Im Zusammenhang mit der Perspektive steht das sogenannte „Staging“. Auch hier trage ich als Fotograf die volle Verantwortung: Soll die Blumenvase auf dem Tisch weiter links oder rechts stehen? Oder soll sie überhaupt auf dem Bild zu sehen sein? Lasse ich 4 oder 6 Stühle am Esstisch stehen, und soll das gelbe Kissen auf dem Sofa bleiben oder stört das den Eindruck, den ich gern vermitteln würde, und und und. Es müssen in kürzester Zeit viele Entscheidungen getroffen werden. Entscheidungen technischer UND gestalterischer Art.
Nachdem die richtige Perspektive gefunden wurde und alle Requisiten am richtigen Ort platziert sind, muss natürlich das Bild gemacht werden. Hier ist die Illusion der meisten Menschen, dass der Fotograf ein Foto schießt, und das Bild ist fertig. In seltenen Fällen mag das stimmen.
Manche denken auch, dass der Fotograf ein automatisiertes HDR macht. Auch das ist falsch – jedenfalls in meinem Fall.
Die Realität der meisten Bilder sieht aus wie folgt: Der Fotograf macht während die Kamera fest auf dem Stativ befestigt ist, mehrere Fotos der selben Perspektive. Die Bilder unterscheiden sich durch verschiedene Helligkeiten oder durch das Verwenden von Blitzen an bestimmten Stellen. Manche meiner Aufnahmen bestehen aus 5-10 Einzelfotos. Diese Einzelfotos werden dann in mühsamer Arbeit am Computer manuell zu einem finalen Foto zusammengefügt.
Während die Aufnahme gemacht wird und beispielsweise Blitze zum Einsatz kommen, muss ich genau wissen, wie das finale Bild aussehen wird. Lichteinfall und Lichtführung müssen logisch und stimmig sein. Gleichzeitig soll das Bild aber natürlich aussehen und nicht wie eine künstliche Blitzparade. Also gilt auch hier: In kürzester Zeit muss ich viele Entscheidungen treffen. Ich muss die Technik meines Equipments blind beherrschen. Ich muss alles nach meiner Vision ablichten, um in der Nachbearbeitung ein hochwertiges Bild erschaffen zu können. Der Horror wäre, beim Nachbearbeiten der Bilder zuhause festzustellen, dass man einen entscheidenden Frame vergessen hat.
Die Nachbearbeitung:
Hat man alles abgelichtet, geht es nach Hause, um die Bilder zu bearbeiten. Was die meisten nicht wissen: Die Nachbearbeitung der Fotos nimmt viel Zeit in Anspruch. Ebenso wissen die wenigsten, dass hierbei sowohl technische als auch kreative und künstlerische Fähigkeiten extrem wichtig sind. Es müssen mehrere Software-Applikationen beherrscht werden. Gleichzeitig sind der kreative Marketingblick und das künstlerische Auge des Fotografen in dieser Phase kriegsentscheidend. Aus den verschiedenen Belichtungen, die man gemäß der eigenen Vision beim Shooting hatte, werden nun greifbare Ergebnisse. Da Bilder mehr sagen als Worte, zeige ich Dir mal ein Beispiel. Hier habe ich mehrere Einzelaufnahmen angefertigt und mit meinem Blitz viele Akzente gemäß meiner Vision vom finalen Bild gesetzt:
Aus diesen Fotos habe ich dann das folgende Bild geschaffen:
Ich denke, dies gibt Dir einen kleinen Einblick in meine Arbeitsweise und in die Qualität meiner Bilder verglichen mit automatisierten HDR-Aufnahmen.
HIER kannst Du noch mehr Innenaufnahmen aus meinem Portfolio sehen
Equipment
Was ich noch gar nicht erwähnt habe, ist das Foto-Equipment.
Ich könnte stundenlang von meiner Ausrüstung schwärmen! Ich liebe jedes Objektiv, jede Kamera, jeden Blitz, mein Macbook; sogar meinen Rucksack. Wenn ich es allerdings emotionslos betrachte, ist dies alles nur mein Arbeitswerkzeug. Arbeitswerkzeug, das Geld kostet. Viel Geld! Und auch hier sind wir wieder beim Thema: Bei jedem Auftrag wird das Equipment abgenutzt. Manchmal gehen sogar Sachen kaputt. All das sind zusätzlich Faktoren, die Du im Hinterkopf haben solltest, wenn Du einen professionellen Fotografen engagierst und evtl. über dessen Preise stolperst.
Hinsichtlich des Equipments ist es in meinem Fall so, dass ich nicht nur eine Kamera, ein Objektiv und ein Stativ benötige. Ich steuere meine Kamera mit einem iPad. Auf diese Weise muss ich nicht auf den Knopf der Kamera drücken und vermeide somit Verwacklungen. Allerdings heißt das für mich, dass ich zusätzlich ein iPad und einen „Camranger“ (=Modem, das das iPad mit der Kamera verbindet) im Gepäck habe. Das kostet alles Geld.
Ich als Immobilienfotograf in Berlin fahre zu allen Aufträgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Warum? Ich habe kein Auto. Ich möchte auch kein Auto haben, so lange ich in Berlin lebe. Wenn man so ein gutes öffentliches Verkehrsnetz in der Stadt hat, muss man die Umwelt nicht zusätzlich belasten. Bei meinen Aufträgen kommt also auch immer noch ein zusätzliches „Workout“ hinzu – und meine Aufträge sind fast klimaneutral.
Fast klimaneutral? Ja – denn vor jedem Auftrag müssen natürlich noch alle Akkus geladen werden. Bei den steigenden Strompreisen ist das auf Dauer auch ein Kostenfaktor, der nicht unwesentlich ist.
Auch wenn dieser Beitrag evtl. anders klingen mag: Ich liebe meinen Beruf als Immobilienfotograf in Berlin und all seine Facetten. Ich schreibe das hier nicht um mich zu beklagen, sondern um Dir zu erläutern, was sich eigentlich alles hinter dem Begriff „Immobilienfotograf“ verbirgt.
Oder viel mehr, was Immobilienfotografen alles leisten, was sie für Talente mitbringen und wie wichtig ihre Arbeit ist. Hält man sich den Honorarsatz eines Maklers, der eine Immobilie verkauft, vor Augen, so sollte am Ende des Tages doch genug Geld übrig sein, um einen Fotografen für gute Fotos entsprechend fair und angemessen zu entlohnen. Gleiches gilt natürlich für Immobiliengesellschaften order Hausverwaltungen.
Immobilienfotograf in Berlin aber…
Ich bin zwar Immobilienfotograf in Berlin – bin aber auch deutschlandweit bzw. weltweit buchbar.
Zudem habe ich ein Business als Hochzeits- & Portraitfotograf – für mehr infos bitte hier klicken: www.trumpp-exposures.de